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Presseberichte

20./21.08.2021 - Ostseezeitung | "Luv un Lee" singt seit 40 Jahren Seemannslieder

Noch heute gehören sechs Seemänner zu den Sängern / Nachwuchs gesucht

Als Dr, Hans-Jürgen Papenfuß den Shantychor „Luv un Lee" am 21. Januar 1981 gründete, hatten mit einer Ausnahme alle Sänger etwas mit der Schifffahrt zu tun, Lediglich Klaus Dieter Brüngel, der noch heute mitsingt, arbeitete bei der Eisenbahn. Und auch heute, 40 Jahre später, gibt es noch drei ehemalige Matrosen, einen Maat, und zwei Offiziere unter den Sangesbrüdem. Tradition wird bei „Luv un Lee" großgeschrieben.
Der Chor entstand vor 40 Jahren aus dein VEB Fischkombinat Rostock heraus und wurde nur eineinhalb Jahre später vom Rostocker Kulturamt mit dem Prädikat .ausgezeichnet" eingestuft. „Das lag vor allem daran, dass wir mehrstimmig, genauer gesagt vierstimmig, singen. Das ist für einen Shantychor etwas ganz Besonderes", sagt der Vorsitzende Harald Kottig {73}, der selbst 24 Jahre lang bei der Marine beschäftigt und auf der Nord- und Ostsee unterwegs war.
„Luv un Lee“ sang oft vor der politischen Prominenz. Wie oft Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihren Liedern schunkelte, kann Harald Kottig nicht mehr zählen. Aber an den Auftritt 2007 beim G8-Gipfel in Heiligendamm kann er sich allzu gut erinnern: .Wir sangen vor Frau Putin, vor Frau Busch und - vor Herrn Sauer. Frau Dr. Merkels Mann war mit den First Ladys allein im Publikum." Auch heute sind viele Politiker bekennende Fans des Chores, Zur Geburtstagsfeier in der Feierscheune Sievershagen sang Ministerpräsidentin Manuela Schwesig mit den 18 Sängern und auch Erwin Sellering gratulierte persönlich. Der frühere Ministerpräsident ist seit vielen Jahren Ehrenmitglied bei „Luv un Lee".
In den vergangenen 40 Jahren verging wohl kaum eine maritime Veranstaltung, zu der die Männer nicht eingeladen waren. Es habe Jahre gegeben, da stand der Chor in 53 Wochen 80-mal auf der Bühne. Sie sangen in allen deutschen Bundesländern außer dem Saarland, fuhren zu Auftritten in die Slowakei, nach Polen und gingen zwei Mal in Amerika auf Tournee. Dort haben sie deutsche Fans, die vor vielen Jahren auswanderten. Die Shantys bringen ihnen dann ein Stück alte Heimat - vor allem die plattdeutschen Seemannslieder gefallen ihnen. „Aber irgendwann haben die Ehefrauen gemeutert, weil wir so viel unterwegs waren," Harald Kottig fuhr danach die Anzahl auf maximal 50 Auftritte jährlich zurück. 156 Lieder haben sie im Repertoire. Zehn CD`s brachten sie bis heute auf den Markt - die erste entstand bereits 1991.
Die Lieder der Seemänner wurden ursprünglich bei der harten Arbeit auf den Schiffen gesungen, beispielsweise wenn der Anker per Muskelkraft gehievt wurde. Der Shantyman sang vor und die Gruppe wiederholte die eingängigen Lieder. So ging die Arbeit leichter von der Hand. „Frauen gab es nie. Weder auf den Schiffen noch im Shantychor. Sie bringen Unglück", erzählt Harald Kottig lachend. Zank und Streit um eine Frau kann man auf dem Wasser nicht brauchen und so singt auch heute noch keine Frau in dem Chor mit.
Doch „ Luv un Lee * hat genau wie wohl alle anderen Chöre in Mecklenburg-Vorpommern ein Generationenproblem Die meisten Sänger sind über 70 Jahre alt, Der jüngste Sänger heißt Frank Parnitzke und ist 55 Jahre alt. „In Ostfriesland und überhaupt in den westdeutschen Bundesländern kennt man die Nachwuchssorgen weniger. Wenn dort der Vater Mitglied im Chor ist, ist es für den Sohn selbstverständlich, auch einzutreten. Doch bei uns haben die Jugendlichen leider andere Interessen. Das Singen gehört nicht dazu." In Höchstzeiten bestand die Sangestruppe aus 30 Männern.
Während der großen Geburtstagsfeier wurde aber auch Abschied genommen. Für Gründungsmitglied Martin Nabel(86) war es der letzte Auftritt. Er begleitete den Chor durch vier Jahrzehnte. Nun gibt es lediglich noch den Eisenbahner Klaus-Dieter Brüngel der seit 1981 bei „Luv un Lee“ singt. Der Gründungsvater Hans-Jürgen Papenfuß starb in diesem Jahr im Alter von 92 Jahren.